Orte der Kunst und der Kultur im Regionalverband Saarbrücken
In der Region Saarbrücken gibt es eine Reihe besonderer Orte der Kunst und der Kultur zu entdecken, die sich auch als informelles Kollektiv und Netzwerk verstehen.
Allen gemein ist, dass sie entweder eine kulturgeschichtliche Bedeutung aufweisen oder zur Baukultur der Gegenwart zählen und gleichfalls einen öffentlichen, kulturellen und künstlerischen Sammlungs- und Sendungsauftrag verfolgen.
Neben etablierten, zum Teil auch überregional bedeutenden Kunst- und Kulturinstitutionen gehören dazu auch weniger bekannte Orte.
Die verbindende Linie ist, dass sie alle – auf unterschiedlichste Art und Weise – Kultur- und Kunstprojekte sowie gesellschaftsrelevante Themen aus dem jeweiligen „Geist des Ortes“ heraus entwickeln und ausgestalten.
Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Bildung und zur Entwicklung eines ortsbezogenen Kulturprofils in der Region Saarbrücken.
Vor diesem Hintergrund hat der Regionalverband Saarbrücken eine Übersicht der bisher erfassten Orte in einer hochwertigen Broschüre zusammengestellt. Diese ist kostenlos vor Ort sowie in den Tourist-Infos und Kulturämtern des
Regionalverbandes erhältlich.
Derzeit werden 27 verschiedene Orte der Kunst und der Kultur in der Landeshauptstadt Saarbrücken und in den umliegenden Kommunen, die zum Regionalverband Saarbrücken gehören, in Kurzporträts vorgestellt.
Broschüre als PDF-Download
Zu diesen bedeutsamen Orten der Kunst und Kultur im Regionalverband Saarbrücken zählen auch die Ölmühle Berschweiler bei Heusweiler [ein vorindustrielles Kulturdenkmal aus dem 18. Jahrhundert] und das Atelier des Künstlers Nikola Dimitrov im Dachgeschoss der ehemaligen Tabakfabrik von Heusweiler/Dilsburg, an denen im Jahresverlauf vor Ort Kunst- und Kulturveranstaltungen angeboten werden.
Ölmühle Berschweiler bei Heusweiler
Atelier Nikola Dimitrov
Nikola Dimitrov
METAMORPHOSE
Sieben Tafelbilder im Dialog mit der vorindustriellen Mühlentechnik der Ölmühle Berschweiler
„…Verwandlungen lassen sich zuweilen entfachen, wenn sich verschiedene Realitätsebenen im Kontrast von Bildwelten und Zeiten zu einem größeren Ganzen zusammenfügen. Ästhetische Wahrnehmung entsteht im Gegenüber von Licht und Schatten, Farben und Motiven in der Bereitschaft unterschiedliche Lebenswelten in einen poetischen Dialog treten zu lassen. Die Kunst kann in dieser Annäherung zwischen den Zeiten vermitteln und den Raum weiten…“.
Peter Michael Lupp
Im Rahmen eines Ausstellungsprojektes zur gegenwartsbezogenen künstlerischen Inwertsetzung
der Ölmühle Berschweiler bei Heusweiler zeigt der Künstler Nikola Dimitrov unter dem Titel
„METAMORPHOSE“ eine Werkgruppe von sieben Tafelbildern, die er eigens für den Ort aus-
gewählt hat. Im frontalen Gegenüber der vorindustriellen Technik der ehemaligen Ölmühle,
befasst sich der Bilderzyklus bedeutungsoffen mit dem kontinuierlichen Wandel, der sich durch
den unaufhaltsamen Fortschritt der Technologien und Erneuerungen vollzieht. Technische
Infrastrukturen werden seit Urzeiten entwickelt, ausgeweitet, zerstört und wieder erfunden.
Auch der Künstler reiht sich mit seinem mehrdeutigen Werk in eine bestimmte Weltsicht. In diesem Kontext möchte Dimitrov in der Gegenüberstellung seiner Kunst und dem kulturellen Erbe einen anderen Zugang zur Vergangenheit ermöglichen: ein kultureller Vergleich zwischen den Zeiten, der durch unterschiedliche Perspektiven im Raum auf das Werk inspiriert. Damit unterstreicht er die Fähigkeit, mittels ortsbezogener Kunst auch historische Artefakte und Erfahrungen zu
reflektieren.
Gleichfalls steuert die bedeutungsoffene Kunst auch das Sehen und Erfassen des Raumes durch die Betrachter. Indem die Bilder mitunter auch Farbkompositionen des Raumes aufnehmen und ins Malerische transformieren, wird das Zusammenspiel der Wahrnehmung beeinflusst. Die unter-
schiedlichen Oberflächen der Bilder, die unregelmäßig in Schichten aufgebaut sind und auch
technische Bewegungslinien wie zum Beispiel den Kreis und die Scheibe aufnehmen, ermöglichen ein spürbares Spannungsfeld von Artefakten der Vergangenheit und der Kunst der Gegenwart. Den Werken haftet etwas Geheimnisvolles an und spätestens auf den zweiten Blick deutet der Bilderzyklus an, dass es bei einer Begehung des Kulturdenkmals auch um neue Perspektiven geht: um ein Sich-Zurechtfinden in einer sich stets beschleunigenden Zeit. Der Künstler nähert sich aus mehrdeutigen künstlerischen Perspektiven letztlich auch der Frage nach den Auswirkungen von Beschleunigung einer Industriegesellschaft, die auf kontinuierliches Wachstum ausgerichtet ist. Unausgesprochen spielt der Spannungsbogen zwischen historischer Mühlentechnik und der Kunst der Gegenwart mit der Fähigkeit des Menschen zum Wandel, auf der Suche nach sinnerfüllten und nachhaltigen Lebensformen, an.
Ölmühle Berschweiler
Das bei Heusweiler gelegene Kulturdenkmal wurde 1767 bis 1779 errichtet und ursprünglich vom Wahlbach durch ein oberschlächtiges Mühlrad angetrieben. Zur Ölgewinnung wurden Raps, Mohn, Nüsse und Bucheckern gepresst. Das ehemalige Wohngebäude der Müllerfamilie sowie das angebaute Mühlengebäude samt zugehöriger Mühlentechnik haben sich weitgehend erhalten. Sukzessive wurde das Kulturdenkmal in den letzten Jahren mit großem Engagement der Eigen- tümerfamilie und des Fördervereins Ölmühle Berschweiler e.V. behutsam instandgesetzt. Die weitgehend hölzerne Mühlentechnik (Kollergang, Presswerk, Saatvorwärmer und Walzmühle) sind heute noch in ihrem nahezu ursprünglichen Zustand zu besichtigen. Neben Führungen finden vor Ort Kulturveranstaltungen und ortsbezogene Kunstausstellungen statt.
Weitere Informationen:
Regionalverband Saarbrücken
Peter Michael Lupp [Kulturreferent
Tel. 0681 506 6060
peter.lupp@rvsbr.de
Orte der Kunst und der Kultur im Regionalverband Saarbrücken
https://www.regionalverband-saarbruecken.de/kulturorte/
Förderverein Ölmühle Berschweiler e.V. / Vertreten durch Dr. Peter Reimann
http://muehle.berschweiler.com/
Nikola Dimitrov / Atelier Alte Tabaksfabrik / Fabrikstraße 21 / 66265 Heusweiler
https://nikoladimitrov.de/
Sieben Tafelbilder
Nikola Dimitrov / Sieben Tafelbilder: o.T. / 1998 / Mischtechnik auf Holz / je 29 x 25 cm
Informationen als PDF